Sonntag, 29. März 2015

Gorin no sho – der Weg des Langschwertes #5

Bild: Fabbrizioni
Musashi schreibt:

Wenn man den wahren Weg des Langschwertes erkannt hat, kann man es leicht mit zwei Fingern schwingen. Das Schwert zu schnell zu bewegen ist falsch. Man soll es stets mit ruhigem Geist handhaben. [...]

Die Kampfkunst wird sich erst dann entfalten, wenn man sie mit Gelassenheit praktiziert. Eine Zielsetzung, die mit Verbissenheit verfolgt wird, versetzt das Angestrebte weiter in die Ferne. Dabei verkrampft man sich und man kann nicht „das Langschwert mit zwei Fingern schwingen“. Außerdem – und das ist eine wichtige Lehre der Kampfkünste, welche auf dem Zen-Buddhismus basiert – lässt uns das zu starke Fokussieren des Ziels das „Gesamtbild“ übersehen. Dabei gibt uns die Gegenwart das Wissen, welches benötigt wird, um überhaupt ein Ziel zu erreichen.
Eine gelassene Geisteshaltung entspannt und ermöglicht uns in der Gegenwart eine natürliche Art der Weiterentwicklung.

Donnerstag, 26. März 2015

Zum Erlangen von Harmonie

Kalligraphie "Harmonie" von Anki Takahashi
Ein guter Freund von mir hat neulich gesagt:
„Zum Erlangen von Harmonie benötigt es den Kampf. Die Harmonie ist eine Phase, ein Augenblick zwischen dem Kampf und den Kompromissen.“

In den seltensten Fällen ist Harmonie dauerhaft: Jede Kleinigkeit kann sie unterbrechen.
Vielleicht ist sie eine Illusion, weil sie schneller wieder verschwindet, als man sich vorstellen kann. Und sie ist ein Augenblick, der oft übersehen wird. Außerdem muss sie gepflegt werden, damit sie überhaupt entstehen kann. Kämpfe und Kompromisse sind anstrengend: Es wäre schade, wenn wir unsere Energie verbrauchen würden, ohne die kurze Phase der Harmonie als verdiente Belohnung zu genießen. Es ist Realität, dass im Leben nicht immer alles einfach läuft. Die Harmonie wahrzunehmen und damit umzugehen macht uns bodenständig und ermöglicht es uns, jeden Augenblick der Freude zu genießen.

Sonntag, 22. März 2015

Gorin no sho – eine gelassene Haltung #4

Musashi schreibt:

[...] Zunächst wird man jemanden besiegen, der einem unterlegen ist, bis man schließlich einen Krieger bezwingt, der einem überlegen ist. [...]

Hier ist die Rede von der geistigen Haltung in extremen Situationen und das strenge tägliche Üben. Aus der Beherrschung der körperlichen Fähigkeiten ergibt sich ein großes Vertrauen in sich selbst. Daraus resultiert wiederum ein ruhiger Geist. Damit gewinnt man eine gelassene Übersicht auch in scheinbar unüberwindbaren Situationen. Das gilt natürlich nicht nur für den Kampf.

Mittwoch, 18. März 2015

Eine begrenzte Sichtweise

Alt werden soll gelernt sein. Oft hat man Angst davor und meistens wird der Prozess als unangenehm empfunden – und diese Einstellung ist bereits in jungen Jahren teilweise vorhanden. Dabei gibt es eine entgegengesetzte Entwicklung, die gar nicht berücksichtigt wird: Biologisch altert zwar der Mensch, geistig aber entwickelt er sich immer weiter. Die Lebenserfahrungen in unterschiedlichen Facetten des Lebens sind ein gesammeltes Wissen, das den nicht mehr jungen Menschen bereichert. Einiges kann intensiver erlebt werden, wenn man es zulässt. Negative Situationen können mit mehr Gelassenheit als in jungen Jahren  bewältigt werden. Die eigenen Fähigkeiten können besser eingeschätzt und dosiert werden, weil man sich selbst besser kennt.

Ja, die allgemeine Meinung zu dem Thema berücksichtigt das biologische Voranschreiten, aber nicht das geistige Wachstum. Würde man beides auf die Waage legen, würde eine bessere Lebensqualität daraus resultieren.

Sonntag, 15. März 2015

Gorin no sho – der durchdringende Blick #3

Musashi schreibt:

[...] Im Kampf muss der Blick auf den Gegner alles erfassen können. Es gibt den durchdringenden und den wahrnehmenden Blick; der durchdringende Blick ist der stärkere. Es geht darum, Entferntes so zu erkennen, als wäre es nah, und Nahes aus der Distanz zu betrachten. [...]

An dieser Stelle liefert uns Musashi eine wichtige Lektion für das Leben. Schließlich geht es um das Bewahren der Ruhe in jeder Situation. Themen und Situationen, die nicht in unmittelbarer Nähe sind (zeitlich wie räumlich), sollten wir trotzdem Aufmerksamkeit schenken, damit sie nicht irgendwann, wenn sie aktuell werden, unter Umständen nur schwer überwindbar sind. Andersherum sind wir schnell emotional beeinflusst, wenn wir uns bereits in einer Situation befinden, die uns stark beschäftigt. Dies könnte unsere Betrachtungsweise so beeinflussen, dass wir möglicherweise eine falsche Entscheidung treffen. Das Gesamtbild zu betrachten, gilt im Kampf wie im täglichen Leben.

Donnerstag, 12. März 2015

Den Weg gehen

„Ich gehe meinen Weg“, hört man gelegentlich. Es ist schon eine gute Sache zu wissen, dass man einen Weg geht und nicht ziellos handelt.

Es gibt unendlich viele Wege, die es wert sind, sie zu gehen. Sehr oft sind sie schon gegangen worden: Unser Wissen basiert bekanntlich auf Erfahrungen, die andere Menschen vor uns gemacht haben. Dadurch findet eine Entwicklung statt.

Haben Sie schon mal daran gedacht, einen ganz neuen Weg zu gehen, ohne in die Fußstapfen der anderen zu treten?
Das Rad muss nicht neu erfunden werden, stimmt. Aber damit werden keine eigenen Spuren hinterlassen.
Wenn man etwas grundsätzlich verändern will, wird der Mut benötigt, sich von vorhandenem, routiniertem Wissen zu befreien und noch nie Dagewesenes zu wagen.

Sonntag, 8. März 2015

Gorin no sho – die Grenzen im Kopf #2

Musashi schreibt:

[...] Es genügt nicht, zu lesen, man muss vielmehr so hart üben, als würde man diese Lehre selbst entwickeln wollen und nicht einfach nur übertragen bekommen. Man übe so beharrlich, als sei man selbst verantwortlich für die Entdeckung des wahren Weges. Man vermeide bloßes Nachahmen und mittelmäßiges Üben. [...]

Es ist gut und wichtig, gute Lehrer zu haben und sich in eine Materie so zu vertiefen, bis sie beherrscht wird. Damit hat man ein großes Wissen erreicht. 
Darüber hinaus gibt es aber noch einiges, was durchaus erreichbar ist. Es beginnt mit dem Loslassen: Die erhaltene Lehre als erweiterbar betrachten, wie auch das Wissen der Lehrer – ohne alles in Frage zu stellen, sondern nur mit der Einstellung, dass es kaum Grenzen gibt, außer die, die wir selbst im Kopf haben!   

Mittwoch, 4. März 2015

Gorin no sho – Das Buch der fünf Ringe #1

Miyamoto Musashi
(Selbstporträt – Shimada Museum Kumamoto)
Der japanische Schwertmeister Miyamoto Musashi (1584–1645) schrieb in fortgeschrittenem Alter sein berühmtes Werk „Das Buch der fünf Ringe“. Das Buch handelt von Strategien, Situationserkennungen und Techniken des Schwertkampfes. Es ist nach der buddhistischen Sicht der fünf großen Elemente aufgebaut: Erde, Wasser, Feuer, Wind und Luft.

Hier beginnt eine neue Serie über ausgewählte Passagen aus dem Gorin no sho. Die auf dieser Lehre basierende Sichtweise – an die heutige Gesellschaft angepasst – ist eine interessante Perspektive, um Situationen die angemessene Aufmerksamkeit zu schenken und sie dadurch mit Gelassenheit zu meistern.

Gleich am Anfang des Buches schreibt Musashi:

[...] Der Weg eines Kriegers ist der des Schwertes und der Pinsel [...]

Damit ist die Entschlossenheit gemeint, die in einer extremen Situation unentbehrlich ist, um aus ihr erfolgreich herauszukommen. Das setzt aber voraus, dass der nötige Überblick vorhanden ist. Dieser ergibt sich wiederum aus der genauso unverzichtbaren geistigen Ruhe. Wahre Kraft ist immer das Zusammenspiel von diesen zwei kontrastreichen Elementen.

Das passende Buch zu diesem Thema: Pinsel und Schwert

Sonntag, 1. März 2015

Das Gefühl der Unzufriedenheit

In manchen Phasen des Lebens scheint alles schiefzugehen. Das Gefühl kennt jeder. Es braucht Mut,  da herauszukommen, und den Antrieb, die Problematik zu erkennen und sich mit ihr auseinanderzusetzen.

Vielleicht ist die Unterstützung eines Freundes eine Möglichkeit, die Situation aus einer anderen Perspektive zu sehen.
Egal in welcher Art, wichtig ist, die eigenen Vorstellungen und Wünsche zu fokussieren. Daraus wird sich eine Lösung entwickeln. Bereits das genaue Definieren der Situation trägt die halbe Lösung in sich.